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Sieger Köder
Serigraphie
Kirchengeschichte "Wer spielt?"
Bildmaß 36 x 40 cm
Blattmaß 48 x 56 cm
Auflage 300 Stück, 2002
Blatt E.A.
Das Blatt ist signiert
Kirchengeschichte, - wer spielt?
Der Pfarrer und Maler, Monsignore Sieger Köder, schreibt über sein Werk „Kirchengeschichte – wer spielt? folgendes:
Ein Bild aus der „Werkstatt“ eines theologischen Seminars: Tübingen 1966. Der von uns verehrte Professor der Kirchengeschichte Karl August Fink sprach in einer seiner letzten Vorlesungen davon, dass sein Lehrer, Heinrich Finke, wiederum seinen Vorgänger einmal zitiert habe: „...wir sehen weiter, denn wir stehen auf den Schultern von Riesen.“ Auf unserem Bild sieht ein Fink offensichtlich weit in die Kirchengeschichte. Steht er auf den Schultern von Riesen? Wie Tapeten oder Kulissen wird ein Hintergrund von Kirchengeschichte sichtbar, auch wieder Zitate nach alten Bildern und Stichen: Das Achteck von Aachen als Ort der Krönung; die Hagia Sophia, wie sie der Hand Justinians auf dem Weihe-Mosaik über dem Portal der Basilika dargestellt ist; Chartres; das Konzilhaus in Konstanz; die Fassade von Avignon; endlich der bekannte Stich aus dem 16. Jahrhundert: Der Petersplatz bei der Krönung Sixtus V. 1583, noch mit der alten Fassade, berühmt aber vor allem, weil dahinter schon der Bau der neuen Peterskuppel emporwächst.
Auf dem Tisch steht eine kleine Sanduhr. Ein Häuflein Zeit ist schon verronnen. Davor Seiten der Kirchengeschichte hingeblättert wie ein Kartenspiel: Kaiser, Rex, Papst, Episkopus, ein Benediktiner-Abt, das Birett eines Generals der Societas Jesu und ein Cardinal. Und wir dürfen nachdenken: Was waren die Trümpfe, und wer hat gestochen und wer wurde gestochen und was sind sie jetzt wert? Wer wird die nächste Karte sein, die aufgedeckt wird? Werden die Spieler reizen? Werden sie ihre Karten ausreizen bis zum vorletzten Trumpf? Es darf weitergedacht werden. „und wer es recht zu spielen weiß, gelangt zum großen Ziel...“
Ganz am Rande des Tisches, - fast schon ein wenig im Schatten der Vergangenheit -Erinnerungen an unvergessliche Stunden bei Professor Fink: der Heilige Franziskus, von einem Cherub-gleichen Christus empfängt er die Wundmale des Herrn. Die andere Karte: Joachim von Fiore, der Abt aus Kalabrien, der das Zeitalter des Heiligen Geistes verkündet. Auf der dritten Karte der letzte Hochmeister der Templer, Jakob von Molay. Er stirbt 1312 auf dem Scheiterhaufen, als der Templerorden von dem französischen König und von dem Papst, der jetzt in Avignon residiert, aufgehoben wird. „Und aus dem Feuer heraus rief Jakob von Molay den König und den Papst vor den Richterstuhl Gottes, und Papst und König, beide sind ihm innerhalb von zwei Jahren vor dieses Gericht gefolgt,“ – mit diesen Worten beendete Professor Fink an diesem Tag vorzeitig, seine Vorlesung: Wir schauten ihm nach, als er den Hörsaal verließ. SK